Ich bin ein ganz großer Bewunderer von Prof. Marsha Linehan, einer Frau von tiefer Spiritualität. Sie hat die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) entwickelt. Auch wenn ich bei meinen Patienten als Psychiater die Pharmakotherapie als wesentliche Behandlung anwende, so sind mir aber als ausgebildeter Verhaltenstherapeut Marsha Linehans Ansätze ein wichtiger Bestandteil in der therapeutischen Beziehung zu meinen Patienten.
Marsha Linehan hat als Patientin selbst fundamentale Krisen durchgemacht. Die Ärzte hatten Marsha bereits aufgegeben und prognostizierten, daß sie außerhalb der Klinik mit ihren suizidalen Krisen nicht überleben werde. In wohl der größten Krise ihres Lebens, mit 18 Jahren, hat Marsha Linehan das Gelübde abgelegt, wenn sie aus dieser emotionalen Hölle herauskommen würde, dann würde sie versuchen, einen Weg zu finden, anderen zu helfen, auch aus der Hölle herauszukommen und ein lebenswertes Leben aufzubauen. Diesem Gelübde blieb sie ein Leben lang in Glauben und Beharrlichkeit treu.
Im Mittelpunkt ihres Ansatzes steht der Patient, der mit seinen gesunden Anteilen immer noch ausreichend Spielraum hat, sich ein lebenswertes Leben aufzubauen. Im Vordergrund steht nicht, wie das Leben sein sollte, sondern die radikale Akzeptanz, sich und sein Leben so anzunehmen wie es ist. Es ist elementar, zunächst sein Leiden wahrzunehmen, auszuhalten und dann auch zu akzeptieren, bevor überhaupt Veränderung möglich wird (Dialektik zwischen Akzeptanz und Veränderung). Achtsamkeit als Schlüsselkomponente und erlernbare Lebenskompetenztechniken, Wertschätzung, Weisheit und Mitgefühl weisen einen Weg aus Zerstörung und Dunkelheit und ermöglichen den Aufbau eines Lebens, das es wert ist, gelebt zu werden. Das Ziel ist es, mit den gesunden Anteilen zu einem erfüllten Leben zu gelangen.
Herzlichst, Ihr Dr. Arlt